PUNK - WAS IST DAS? Definition: Der Ursprung des Worts ist unbekannt, es taucht erstmals um 1600 auf. Heute bedeutet es Abfall, Mist, wertloses Zeug, faul, schäbig, armselig, Unsinn, Quatsch, Penner, jugendlicher Aussenseiter, Vagabund, Krimineller, einfältiger Narr oder eben hauptsächlich Punker. Das Wort Punk hat immer eine sehr negative Bedeutung. Meist bezeichnete es am Rande der Gesellschaft stehende Personen Entwicklung der Punker: Mit dem Anstieg der Arbeitslosenzahlen bei gleichzeitig geringen staatlichen Sozialleistungen und beständig hoher Inflationsrate hatten sich in England die sozialen Gegensätze verschärft. England befand sich in Mitten der Rezession, und grossen Teilen der Schulabgänger drohte die Arbeitslosigkeit. Die Möglichkeit einer freien Entfaltung war für die Jugendlichen in keinen Fall gegeben. Viele Jugendliche hatten die Nase voll von den meist unerfüllbaren Versprechen der britischen Regierung, und sahen angesichts der düsteren Zukunft ihre Zukunft als sinnlos und zwecklos an. So entstand Mitte der 70er Jahre in England einen neue Jugendbewegung, der Punk. Die meisten Anhänger kamen aus sozial unterprivilegierten Bevölkerungsschichten, jedoch schlossen sich später auch Jugendliche der Mittelschicht an. Songzeilen wie ‚No Future‘ waren also keineswegs nur Schlagwörter der Punks, sondern charakterisierten die wirkliche Situation in Gross-Britannien. Punks verstanden sich als von der Gesellschaft Ausgegrenzte. Sie glaubten nicht an Idole und Führer, und wollten mit ihrer Aufmachung auf die sozialen Missstände aufmerksam machen. Alles diente der Provokation: Utensilien aus dem Sado-Maso Bereich (Nietengürtel, Ketten), selbst offen getragene Hakenkreuze waren in der damaligen Punkszene ein anerkanntes Provokationsmittel (Sid Vicious von den Sex Pistols trug ein Hakenkreuz auf seinem T-Shirt oder ritzte es sich während seiner Auftritte in die Brust). Dies hatte aber keine politischen Gründe, sonder diente schlicht dem Schockieren. Punk hatte nicht viel mit Politik zu tun, Politik wurde als ‚Scheisse‘ bezeichnet. Politisch strebten sie die Anarchie (Zerstörung des Systems) an. Entwicklung der Musik: Früher (ca. 1975 – 1990): Die englische Musikszene wurde von Supergruppen der späten 70er beherrscht (Led Zeppelin, Pink Floyd, Yes, Genesis). Dies produzierten einen aufgeblasenen Bombastrock mit riesigen Produktionskosten und Gewinnen. Jedoch hatten sich diese Gruppen meilenweit vom Publikum entfernt, sie lebten in einer Welt, die mit der der Fans schon längst nichts mehr zu tun hatte. Nun kam die stark mit der Entwicklung der Punks verknüpfte Musik. Sie drückte das zerstörende soziale Klima kompromisslos aus. Sie war roh, brutal, hart, von Aggressivität geprägt, kurz und nahm kein Blatt vor den Mund. Musikalische Fähigkeiten waren nicht gefragt, es ging vielmehr um das Gefühl des Inneren. Die Sänger brüllten ihre Emotionen und Empfindungen schonungslos heraus. Es wurde das Do-It-Yourself Prinzip benutzt: Jeder kann ein Instrument nehmen, und ohne Vorkenntnisse einfach los spielen. Die Bands bestanden meistens aus E-Gitarre, Gesang, Bass und Schlagzeug Ähnliches galt für die Fanzines, mit einfachsten Mitteln hergestellte Fanmagazine, die vollkommen von der Musikindustrie gelöst und unabhängig waren. Sie trugen einen grossen Teil zur Verbreitung des Punk bei, und berichteten über Konzerte und Bands. Wegen der meistens sehr radikalen Ansichten der Punks wollte kein Musikkonzern sie unter Vertrag nehmen. Deshalb gründeten sie ihre eigenen, kleinen, ebenfalls unabhängigen Label und Vertriebsgesellschaften. Die Bands wollten mit ihrer Musik kein Geld verdienen, vielmehr wollten sie mit ihrer Musik neue Jugendliche für ihre Bewegung gewinnen, und auf die bestehende Situation aufmerksam machen. Seit den Beatles, so viele Kritiker, war nicht mehr so viel möglich gewesen, die einfache Spielweise öffnete neue Horizonte für die Musik im Allgemeinen. Die Aggression setzte sich auch auf den Konzerten fort: Die Bühne wurde meist komplett demoliert und die Instrumente zerschlagen. Das Publikum tanzte ‚Pogo‘; einen einem Kampf gleichender Tanz. Hierbei werden die Mittänzer geschuckt, angerempelt und geworfen. Doch hatte Punk auch musikalische Vorläufer, und war nicht die Stunde Null einer neuen Richtung. Das Wort Punk kennzeichnete schon vor den 70ern im amerikanischen Musikjournalismus eine Spielart des Rock, die sich die Verweigerung der von den Medien gelobte Rock-Ästhetik zum Programm gemacht hatte. Statt Rockkult blieben die Bands (v.a. aus Kalifornien und Texas) der Aggressivität und Energie in ihrer Musik treu. Das brachte sie zwangsläufig ins Abseits des Rockgeschäfts. Ihr Anhängerkreis reduzierte sich auf ein lokales Umfeld (kleine Klubs,...) und ihre Probedomizile waren zumeist Garagen, was ihnen den Namen Garagenbands einbrachte. Anfang der 70er kamen aber professionelle Nachahmer aus dem New-Yorker Underground. Anknüpfend an die Pop-Art der frühen 60er versuchten Künstler aus unterschiedlichen Sparten eine Punk-Art zu schaffen. Die Szene setzte sich aus Jungfilmern, Künstlern und Fotografen zusammen. Ein wichtiger Vertreter der neuen Avantgarde waren die New York Dolls, einer Gruppe, die mit ihren bewusst simplifizierten Rock and Roll-Klischees nach einer England-Tour vielen britischen Punkbands der ersten Stunde einen Bezugspunkt gab. Die Sex Pistols waren der auslösende Faktor, der den Punk endgültig zu einer Jugendbewegung machte. Sie waren einerseits die Personifizierung des Lebensgefühls vieler Jugendlichen (Ihr Album ‚Never Mind The Bollocks Here's The Sex Pistols‘ drückt für viele Kritiker noch heute das damalige Lebensgefühl der Jugend aus), aber auch gleichzeitig in weiten Teilen ein Produkt ihres Managers Malcom McLaren. Er bestimmte den Namen der Gruppe und entwarf für die Bandmitglieder einen besonderen Kleidungsstil (Confrontation Dress). Sie gründeten sich 1975. Bei ihrem ersten Auftritt spielten sie 5 Songs, bis der Stecker aus der Steckdose gezogen wurde. Über eine Reihe von arrangierten Skandalen sollte die Band Aufmerksamkeit erregen, und dadurch Populär werden. Die Presse berichtete ausführlich über die Pistols und deren Konzerte, die in der Anfangszeit fast immer abgebrochen werden mussten. Die Veröffentlichung von der Single ‚Anarchy in the UK‘ und die wachsende Punkbewegung lösten eine Welle der Empörung und des Protests aus. Die Öffentlichkeit entfachte eine Kampagne gegen den Punk, und fast alle grossen Städte verhängten Auftrittsverbote für Punkbands. Zudem wurden Punks von Bürgern angegriffen und von der Polizei willkürlich verhaftet. Gleichzeitig kam es zu Zensurmassnahmen. So wurden Zeitungen und Radiostationen untersagt, ‚Anarchy in the UK‘ zu spielen oder in ihren Hitlisten zu führen. Trotz oder gerade wegen dieser Kampagne wurde die Single ein Verkaufserfolg. Am 13. Juli 76 erschien das Fanzine ‚Sniffin Glue...+other Rock'n'Roll habits for Punks!‘ zum ersten mal (Der Name entstammt dem Ramones Lied ‚Now I wanna sniff some glue‘).In der Nr. 7 erschien eine Abbildung dreier Gitarrengriffe. Darunter stand: This is a chord. This is another. This is a third. Now form a band. Das erste Punk-Festival fand 20/21 September im 100 Club statt, spätestens jetzt hatte sich für die neue Musikrichtung der Begriff Punk etabliert, und nach dem Auftritt der Pistols im Dezember 76 in der Today-Show wusste fast jeder Brite, was Punk war. Die Pistols beleidigten den Moderator und lästerten über die Regierung. Die Öffentlichkeit distanzierte sich daraufhin vom Punk. Der britische Bildungsminister meinte: 'Die Sex Pistols sind ein Beispiel dafür, wie die Gesellschaft zerfällt. Sie können nur einen Schockeffekt auf die Jugendlichen haben.' Der Vorsitzende für Kunst in London sagte sogar: 'Ich werde alles dafür tun, damit die hier nicht mehr aufkreuzen.' Die Presse verfolgte mit Argusaugen die Entwicklung, und jede zerbrochene Bierflasche sorgte für einen neuen Skandal. Für die britische Sensations-Presse waren die Skandale der Punks ein gefundenes Fressen. Im Sommer 1977 entfaltete die Bewegung ihre ganze provokative Wirkung. Die Königin feierte Thronjubiläum, dessen Kosten in Höhe von mehreren Millionen Pfund letztlich die Bevölkerung tragen musste. Die Sex Pistols sangen ‚God Save the Queen‘ und starteten eine genialen Werbegag, eine Bootsfahrt auf der Themse, die im Chaos endete und für die entsprechenden Schlagzeilen sorgte. Mehrere Tourneen verschiedener Punkbands durch Gross Britannien und Europa liessen die Fangemeinde noch weiter wachsen. Die Ramones und die Sex Pistols werden als die Hauptbands der Punkbewegung angesehen. 1978 gründete sich eine Flut von Punkbands und konnte grosse Erfolge verbuchen. Jedoch lössten sich die Sex Pistols nach einer chaotischen US-Tour Anfang des Jahres, und dem Drogentod Sid Vicious auf 1979 auf. Die Punkbewegung schien nach nur 2 Jahren Tod zu sein. Wenigstens die Presse sah es so. Der Fortbestand des Punks hing aber nicht von einer Gruppe ab. Gefahr drohte von einer anderen Richtung, nämlich von der normalen Entwicklung einer Band. Die Gruppen wurden musikalisch reifer und es folgten musikalische Rückgriffe auf entscheidende Bezugspunkte (z.B. den frühen Mersey Beat, elektronische und experimentelle Versuche,...). Inhaltlich wurde um politisches und soziales Engagement erweitert. Dadurch entstanden neue Perspektiven, die alle als Sammlung der ‚New Wave‘ endeten (auch als ‚Neue Deutsch Welle‘ in Deutschland). Lediglich der Oi genannte Ableger führte die Anfänge des Punk in eine faschistoide Richtung weiter. Viele britische Punkbands starteten US Touren, und die Amerikaner entdeckten auch ihre, schon zum Teil vor den englischen Gruppen existierenden, eigenen Bands (Dead Boys, Dictators, Avengers). Das erste Punk-Revival startete schon 1980 mit der Tour von Discharge und The Exoploited. Diese Gruppen beriefen sich wieder auf die Anfänge des Punkrock, spielten jedoch eine Spur härter und waren der Vorläufer des Hardcore. Gleichzeitig entstand der Ableger Oi!, dem es nur schwer gelang, auf Distanz mit seinen teilweise rechten Anhängern zu gehen. Es folgten noch unendlich viele Revivals, allerdings war Punk sogar zu seiner besten Zeit (1977) nie eine Massenbewegung gewesen. Punk begann als Ausdruck sozialer Widersprüche und als Gegenbewegung zur kommerziellen Musikindustrie. Schon die Namen der Bands sollten provozieren. So wurden beispielsweise viele militaristische Begriffe, besonders aus der NS-Zeit benutzt: SS Hitler, Crude SS, Wehrkraftzersetzer, Partisans. Die meisten Bands lösten sich jedoch schnell von den Ursprüngen und liessen sich auf Angebote der Musikindustrie ein. Mit der Vertragsunterzeichnung war allerdings auch die Anerkennung der Regeln der Musikindustrie verbunden, was zu einer unkontrollierten Vermarktung und einer Entschärfung der meist radikalen Positionen führte, um noch mehr Käufer anzusprechen. Heute (ab ca.1993): Ironischerweise liess der Erfolg des Punk immer weiter nach, je mehr Punk in die heutige Musik integriert wurde. Aus Punk wurde Punkrock, aus Punkrock New Wave usw. Als Anfang der 90er Grunge erfolgreich wurde, sagten alle, das wäre Garagenmusik, oder Gitarrenrock bzw. eine andere Musikrichtung. Aber keiner sprach von Punkmusik, obwohl Punk der Dreh und Angelpunkt des Grunge war. So sagten viele Leute, Punkrock stirbt bzw. ist schon tot. Um 1993 kam es jedoch zum grössten, komerziell geprägten Revival des Punk. Die Musik wurde professioneller und melodiöser Ausgelöst wurde es wohl eben durch den Erfolg des Grunge (Nirvana), und einer Unzufriedenheit (Perspektivlosigkeit) unter der Jugend. Viele Jugendliche stellten fest, dass sie egal mit welcher Ausbildung keinen Job finden würden. Bands wie Green Day oder The Offspring (beide aus Kalifornien) hatten grossen komerziellen Erfolg, wohl auch, da sie bei grossen Plattenfirmen unter Vertrag waren. MTV und die anderen grossen Musiksender spielten die Videoclips rauf und runter. Diese Art des Punk heute wird meist als ‚Kommerz-Punk‘ oder ‚Neo Punk‘ bezeichnet. Vielen der ‚Neo Punks‘ ist die Herkunft und die Entstehung des Punk nicht bewusst, für sie ist es meistens ein Kleidungsstil und keine innere Haltung. Viele ursprünglichen Punkbands wurden mit Best-of Alben neu vermarktet, und an Stelle der vielen kleinen, unabhängigen Labels rückten riesige Punklabels wie z.B. Epitaph, das zu einem Goldesel seiner Besitzer wurde. Mit dem Wiederaufkommen des Punk entstand auch eine Menge an neuen Stilen wie Hardcore (versucht die Ursprünge zu bewaren, jedoch eine Spur härter als der ursprüngliche Punk. Band: Pennywise), Skate/Surfpunk (die Texte handeln meistens von den Sportarten. Band: The Faction), Emo (sehr gefühlsbetont; der Ausdruck sollte eigentlich beleidigen. Band: Jimmy Eat World) und Ska (mit Trompeten und Posaunen. Eine ‚leichtere‘ Art des Punk. Band: Mighty Mighty Bosstones), nur um die bekanntesten zu nennen. Die Firmen erkannten, dass man mit Punk viel Geld verdienen kann. Der vorläufige Höhepunkt der Ausbeutung wurde im Sommer 2001 erreicht, als Punk zum Modetrend wurde: Bei H&M oder New Yorker konnte man Nietengürtel kaufen, und viele Bands, auch wenn sie aus anderen Stilrichtungen kamen, kleideten sich ‚punkig‘. |